Aus nach 27 Jahren
Der Vorstand der Aschersleber Kaufmannsgilde e.V. hat in seiner Sitzung im Oktober beschlossen, kein neues Gildefest auszurichten. Damit ist das 25. Gildefest im Mai dieses Jahres zugleich auch das letzte Fest gewesen.
Vor 27 Jahren fand das erste Volksfest der Gilde auf dem Holzmarkt statt. Es wurde gegründet als Reaktion auf das damalige Stadtfest, das am ersten Septemberwochenende stattfand. „Wir waren mit der Durchführung des Stadtfestes damals nicht besonders glücklich. Es bestand aus einer kleinen Bühne auf dem Marktplatz an einem Sonnabend“, erinnert sich Martin Lampadius. Schnell wurde das Fest der Gilde auf die gesamte Innenstadt ausgedehnt. Auf dem Markt, am Johannisturm, auf der Vorderbreite bis auf einen mittlerweile bebauten Platz in der südlichen Altstadt wuchs das Gildefest zu einer stattlichen Größe. Immer am Wochenende nach Himmelfahrt zog es zehntausende Menschen in seinen Bann. Mittelaltermärkte, Piratendorf, Marktschreier, große Fahrgeschäfte und bis zu vier Bühnen sorgten für Unterhaltung. Aber es gab auch weniger schöne Momente, wie die Schließung des Riesenrades auf der Vorderbreite, weil der Boden nachgab.
Parallel dazu wandelte sich das Stadtfest der Stadtverwaltung zum Park- und Lichterfest, bis es gänzlich 2010 nach einem öffentlichen Streit eingestellt wurde. Das Gildefest seinerseits zog 2011 erstmals auf die sanierte Herrenbreite. Der Holzmarkt und die Hecknerstraße sorgten als Veranstaltungsorte für eine Verbindung in die Innenstadt. 2020 und 2021 musste das Gildefest coronabedingt pausieren. Die Kaufmannsgilde organisierte 2021 als Hoffnungsschimmer in Coronazeiten die Sommerwiese.
Der Neustart des Gildefestes 2022 wurde maßgeblich vom neuen Veranstalter des Gildefestes, Martin Rothe, geprägt. Viele lokale Künstler, Tanzgruppen und Händler fanden zurück zum Gildefest. Sie machten die Veranstaltung zu einem Volksfest mit Festival—Charakter. Darüber hinaus holte Martin Rothe mit seinen hervorragenden Kontakten in die Veranstaltungsszene internationale Künstler in die Stadt an der Eine. Dafür gab es viel Lob der Gäste und Respekt seiner Kollegen. Dennoch zog Martin Rothe nach dem 25. Gildefest im Mai 2025 einen Schlussstrich. Steigende Auflagen und Kosten machten eine kostendeckendes Gildefest unmöglich. Anfang Oktober beschloss der Vorstand der Kaufmannsgilde e.V. das endgültige Aus. „Unter den aktuellen Rahmenbedingungen ist ein Gildefest, wie wir es gerne machen möchten, nicht mehr umsetzbar“, fasst Martin Rothe die Stimmung im Vorstand zusammen. Außerdem wolle man neuen Ideen und Formaten eine Chance geben. Erste Überlegungen wurden im Stadtrat ausgetauscht. Der Vorstand bietet seine Unterstützung an, sollte sich der Stadtrat für ein neues Stadtfest entscheiden.
Foto: Aschersleber Kaufmannsgilde / Martin Rothe